Buersche Freitag 24.2.2006
"Die Zeit arbeitet für die Rettung dieses Bauwerks"
Mitte Dezember hat der Rat den Abriss des Hans-Sachs-Hauses beschlossen. Seit kurzem steht das prägnante Bauwerk im Stil des stadtbildprägenden Backstein-Expressionismus nicht mal mehr unter Denkmalschutz. Doch noch immer hoffen Bürger und Experten auf eine wundersame Rettung dieser 1927 eröffneten Ikone der Baugeschichte.
Von Bernd Aulich
Zu ihnen zählt der Ückendorfer Architekt Karl-Heinz Rotthoff. "Es ist noch nicht zu spät", sagt der im katholischen Milieu verwurzelte Baufachmann. "Die Zeit arbeitet für uns." Rotthoff erwartet nach der Kündigung der Verträge mit dem Investor Xeris, einer Tochter der Deutschen Bank, jahrelange Prozesse. Und er setzt darauf, dass die nötigen Abriss-Genehmigungen doch noch versagt werden. "Kulturhistorisch ist das Hans-Sachs-Haus für Gelsenkirchen so wichtig wie für Münster die Lamberti-Kirche", begründet er sein Plädoyer für den Erhalt.
Akribisch genau hat er in Brandbriefen an Landesbauminister Wittke und den Landesrechnungshof Fehleinschätzungen der Bausubstanz, politische Fehlbeurteilungen und die wundersame Vermehrung der Sanierungskosten aufgelistet. Sein Fazit nach Begehungen mit Experten aus dem städtischen Hochbaureferat: Bis auf das entkernte Wesseleck gebe es nirgendwo Bauteile, die einen Abriss erzwingen. Dringend erneuert werden müsse einzig die Beton-sohle im Saalbereich. Die Chloridbelastung der Decken erreiche im Bereich der Eisen einen keineswegs alarmierenden Wert.
"Eine gigantische Verschwendung"
Scharf attackiert Rotthoff die Verantwortung der SPD für den Zustand des Gebäudes. Sie habe es während ihrer absoluten Mehrheit bis 1999 "unverantworlich verkommen lassen". Zu denken gibt nach seiner Einschätzung, dass gleich nach der letzten Kommunalwahl ein Dortmunder Ingenieurbüro als Controller beauftragt wurde, "das absolut kein Interesse an einer denkmalpflegerischen Instandsetzung des Hans-Sachs-Hauses hat". Es sei bezeichnend, dass sich die von der Bezirksregierung akzeptierten Sanierungskosten, 85 Millionen Euro, daraufhin in wundersamer Weise auf 143,5 Millionen Euro erhöht haben – eine Summe, die in Münster nicht mehr akzeptiert wird.
Den Befürwortern des Abrisses wirft Rotthoff vor, die gigantischen Kosten des Abrisses samt Neubau, grob geschätzt 102 Millionen Euro, zu verschweigen – "eine "Steuerverschwendung gigantischen Ausmaßes". Auch deshalb hofft er, dass "Gelsenkirchen nicht noch durch diese Form des Kulturbolschewismus berühmt wird".
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