WAZ 07.06.2006
Freies Denken, absurde Ideen
Hans-Sachs-Haus: Bund Deutscher Architekten will schon in Kürze offenen Workshop durchführen. THS-Chef Petzinka soll Leitung übernehmen. Stadt begrüsst Gremium, schliesst aber Komplettsanierung aus.
Ideen-Workshop heisst das neue Schlüsselwort in Sachen Hans-Sachs-Haus-Sanierung. Wie auf der von der Stadt veranstalteten Fachexperten-Runde vereinbart, will der Bund Deutscher Architekten (BDA) Ruhrgebiet ein solches Gremium schon in Kürze ins Leben rufen. Die Leitung soll THS-Chef Karl-Heinz Petzinka übernehmen.
Das erklärte Gunvar Blanck, Vorsitzender des BDA Ruhrgebiet, auf WAZ-Anfrage. Architekten, Planer und auch Bürger sollen sich in einer ersten Runde dieses von der BDA finanzierten Gremiums an einen Tisch setzen, um "frei zu denken" und Vorschläge zu sammeln - "auch absurde Ideen", so Blanck. Das könne auch Erhalt und Sanierung des bestehenden Gebäudes sein. In einer zweiten Runde sollten alle Vorschläge auf den Pruefstand gestellt und "auf drei, vier Ideen zusammengedampft werden", so der BDA-Vorsitzende.
Verwaltung und die SPD signalisierten Zustimmung zu diesem Ideen-Workshop unter Federführung des BDA. OB Baranowski und Stadtbaurat von der Mühlen betonten allerdings noch einmal, dass eine Komplettsanierung finanziell nicht mehr verantwortbar sei. Vor vollendete Tatsachen, sprich: einen plötzlichen HSH-Abriss wuerden die Teilnehmer des Ideen-Workshops aber nicht gestellt, betonte die Stadt. Im Vertragsstreit mit dem HSH-Investor Xeris sei keine schnelle Lösung in Sicht.
Trotz der Einigung auf einen Ideen-Workshop gab es im Nachklag der Expertenrunde erneut Misstöne. Wie berichtet, hatte u.a. Lutz Heidemann (HSH-Buergrforum) den Ablauf der Veranstaltung kritisiert. Der SPD-Stadtverordnete Hans-Werner Mach, Vorsitzender des neuen "Untersuchungsausschusses" HSH II, warf Heidemann vor, uninformiert und als Kritiker "zutiefst unglaubwürdig" zu sein. Den Ideenwettstreit bezeichnete Mach als "Riesenchance, endlich den Blick nach vorne zu richten".
Prof. Roland Günter, der wegen umstrittener Äußerungen nicht von der Stadt zur Expertenrunde eingeladen worden war (wir berichteten), meldete sich ebenfalls erneut zu Wort. In einem Gastbeitrag in der "taz" wiederholte der Vorsitzende des Werkbundes unter der Überschrift "Vom Abbruch der Demokratie" seine Vorwürfe gegen die Verwaltung. Im Ton blieb Günter, der den OB auch schon mal als Henker bezeichnet und Stadt-Anwälte in die Nähe von NS-Juristen gerückt hatte, diesmal für seine Verhältnisse aber geradezu zahm.
07.06.2006 Von Lars-Oliver Christoph
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