WAZ 28.10.2006
Teilabriss und Fassadenerhalt
Ein hochkarätig besetzter Kreativworkshop mit fünf Architektengruppen gibt "Botschaften" als politische Vorgaben für das neue HSH. Reaktionen der Ratsfraktionen waren positiv
SCHWERPUNKT HANS-SACHS-HAUS "Das ist jetzt für uns Richtschnur und entscheidende Aussage über die politische Anforderung für die Lösung des neuen Hans-Sachs-Hauses." Oberbürgermeister Frank Baranowski ging sichtlich zufrieden und bestärkt aus der Bilanzpräsentation des zweitägigen Kreativworkshops, an dem fünf Expertenteams mit insgesamt 16 namhaften Architekten auf Einladung der Stadt teilnahmen, hervor. "Jetzt bleibt das Projekt keine Vision mehr. Wir werden zügig an die Realisierung gehen."
Wobei nach wie vor zwei "hohe Hürden" zur Bewältigung erst einmal anstehen: die gütliche Einigung mit Investor Xeris (da geht es um den Millionen-Vertrag mit der Stadt, die aussteigen will) und die Kostenfrage für den Sanierungs- und Neubau. Zwar war der Finanzrahmen nur ein Seitenthema beim Workshop, doch Prof. Kunibert Wachten (TH Aachen) bestätigte, dass die Gruppen beim Diskurs von "einer Wirtschaftlichkeitsberechnung auf der Grundlage von 80 Mio Euro" ausgegangen seien.
Fünf "Botschaften" sendet dieses erste HSH-Seminar auf Anregung von Baranowski und Bau-Dezernent Michael von der Mühlen an die politischen Gremien aus. Gunvar Blanck als BDA-Sprecher fasste sie im Verein mit Wachten so zusammen:
- Nach Abklärung eines "strategischen Regiebuches" plädieren die Teams für eine Lösung, die den HSH-Komplex in zwei Teile zerlegt: das U-förmige Gebäude aus den 20er Jahren bleibe in einer Raumtiefe von 9,50 m nebst Ziegelsteinfassade stehen, der baufällige Körper aus den 50er Jahren wird abgerissen. Es soll ein neuer Innenhof entstehen.
- In einer neu zu erstellenden Architektur wird der Ratssaal (auch multifunktional nutzbar) gestaltet. Die gesamte Grundfläche von 37000 Quadratmetern wird außerdem von einem Innenhof geprägt. Außerdem soll eine deutliche Achse zum Musiktheater im Revier geschaffen werden.
- Der Turm bleibt unabdingbarer Bestandteil für das neue (alte) Hans-Sachs-Haus. Die Nutzung stellt eine Mischung aus Büros, Läden, Saal, Wohnen usw. dar.
- Grünanbindung und Tiefgarage müssen eingeschlossen werden. Der Ratssaal soll sich glasoffen zum Grün hinstrecken.
- Der robuste, bauhistorisch wertvolle, denkmalgeschützte Rahmenbau ließe Platz für viele Umsetzungschancen. Die neuen baulichen Module im Inneren seien der politischen Vorgabe anzupassen: Wieviel Fläche wird benötigt? Die Architekten gehen von 22 000 Quadratmeter aus.
Die Essenz aller Diskussionen, die zunächst "auch kontrovers geführt worden seien", formulierte Wachten: Das stadtbildprägende Profil des aus den 20er Jahren stammenden HSH bleibt erhalten; die öffentliche Nutzung als Saal (nicht als neuer Konzertsaal zu verstehen) sei vielfältig möglich; der "Geist" des alten HSH als Begegnungs- und Verwaltungszentrum bleibt erhalten; durch den Teilabriss ergibt sich im Innern "ein großer Spiel- und Freiraum"; das "avantgardistische Gedankengut" von einst bleibt spürbar.
Das Gesamtkonzept, so wie es in dem Workshop (nicht zu verwechseln mit einem baulichen Wettbewerb!) erarbeitet wurde, sei nur dann realisierbar, wenn die Stadt Bauherr sei - darauf verwiesen Blanck/Wachten. Von der Mühlen will das Ergebnis protokollieren und als Vorgabe in die weiteren Schritte einbinden: ein Wettbewerb soll folgen, die Stadt werde die Kriterien benennen. Der Rat könne aus den Wettbewerbsentwürfen die "geeignete Lösung" herausschneiden. Wann könnte das Großprojekt zur Ablösung des "Skandalortes" starten? Von der Mühlen: "Wir hoffen auf Ende 2007, Anfang 2008." Viele hoffen mit ... HJL "Der Geist des alten bleibt im neuen HSH bestehen"
WAZ 28.10.2006 von Hans-Jörg Loskill
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