Das HSH gestalten

 

Der Hans-Sachs-Haus Wettbewerb – eine unendliche Geschichte?

Es hatte am 4. Juni 2007 im Musiktheater eine öffentliche Veranstaltung der Stadt zum HSH gegeben. Die Stimmung war gut. Zwar gab es nur wenig Zeit, Anregungen aus dieser Veranstaltung noch in die Vorlagen für den HSH-Ausschuß und den Rat einzubauen, die bald darauf förmlich das Verfahren für das „Neue Hans-Sachs-Haus“ auf den Weg bringen sollten. Aber man tröstete sich, daß nun generell die Weichen auf eine konstruktive Ideenfindung gestellt waren, Details, wie die Bürger das neue Haus nutzen sollten, könnten bestimmt noch im Prozeß der Verfeinerung der Planung eingebracht werden. Welcher Schock, als nun sichtbar wurde, daß abermals bei den Verantwortlichen „die Angst größer war als die Vaterlandsliebe“.

Um es noch einmal deutlich zu sagen, dem Bürgerforum ging – und geht - es nicht um Details wie Stadtwappen oder Bahnhofsfenster. Das sind Vorschläge einzelner Bürger, die bei einem offenen Verfahren ihren Weg in die allgemeine Diskussion finden, das ist gut so. Uns geht es um Qualität, architektonische und soziale Qualität. Das Gebäude muß wieder eine „Visitenkarte“ nach außen werden, und es muß ein „Haus der Bürger“ werden. Dafür bedarf es architektonischer Vorschläge.

So wie das die Verwaltung den Bürgern - und damit auch dem Bürgerforum HSH – ausgemalt hatte, konnte man von einer regen Beteiligung deutscher und nichtdeutscher Architekturbüros ausgehen. Bei ähnlichen Projekten hatten sich oft hundert und mehr Büros beworben, mitmachen zu dürfen. Weil bei den politisch Verantwortlichen – wie gesagt die Angst geradezu traumatisch ist, das Hauptgefühl ist, etwas Unkontrollierbares zu erhalten, wurden viele extrem schwierige Bedingungen formuliert, die ein Architekturbüro erfüllen mußte, um überhaupt mitspielen zu können. Das Ergebnis: Zwischen 15 und 25 Büros wollte man eine Chance geben, nur sieben Büros erfüllten die Bedingungen. Bei dem Workspop im letzten Herbst hatten sich alle beteiligten Architekten-Köpfe noch zugetraut, den historischen Teil ohne Saal zur Gänze wieder zu ertüchtigen. Sind die jetzt verschreckt worden?

Die Ratssitzung am 6. September ist die letzte Möglichkeit für die gewählten Politiker, hier Korrekturen anzuregen. Eine verbesserte Check-Liste für die nächste Runde ist vermutlich nur Augenwischerei. Eine grundsätzliche stärkere Öffnung in Richtung mittelständische Büros sollte das Ziel sein. Realistischerweise werden das kaum Gelsenkirchener Kollegen sein, obwohl die ihre Partner aus der Bauwirtschaft gut einschätzen könnten, aber es sollte doch zumindest bei den Eingeladenen das Schwergewicht in der Region liegen. Denn wenn auf der Baustelle Probleme auftreten, und das ist bei historischer Bausubstanz sozusagen normal, muß eine Person mit Erfahrung und Entscheidungskraft in der Nähe sein und nicht in Hamburg in einem Großbüro sitzen.

Immer wieder sollte man sich an die Entstehung des Gebäudes erinnern: Die Umstände waren viel schwieriger: die Ruhr-Besetzung und Hyperinflation war gerade vorbei; sieben Büros wurden aufgefordert, darunter zwei bekannte Architekten aus der Stadt, ein mit 42 Jahren auch noch jungen Professor aus der Nachbarstadt, dazu um den Standard zu garantieren, einige namhafte Entwerfer aus entfernteren Großstädten. „Vaterlandsliebe“ bewiesen handelten Oberbürgermeister und Stadtbaurat weiterhin dadurch, daß sie dafür sorgten, daß fast nur Gelsenkirchener Firmen bei der Bauausführung beteiligt wurden. Genauso handelten die Verantwortlichen in Buer beim heutigen Polizeipräsidium, der anderen großen öffentlichen Bauaufgabe aus den 20er Jahren, indem sie dafür eine Ausnahmegenehmigung beim Regierungspräsidenten einholten.

Gelsenkirchen ist seit Jahrzehnten das West-Schlußlicht bei Zahlen zur Arbeitslosigkeit und anderen Sozialdaten. Welche Handlungsspielräume gibt es zum Gegensteuern? Größere kommunale Bauvorhaben sind nicht häufig. Wird hier wieder eine Möglichkeit vertan – oder im besseren Fall - ein positives Signal gesetzt?

Dr. Lutz Heidemann,
einer der Sprecher des Bürgerforum HSH, Gelsenkirchen den 5. September 2007

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