Anregungen für Architekten
An dieser Stelle möchten wir Ihnen, den Architekten, die sich im von der Stadt ausgelobten Architektenwettbewerb mit dem Hans-Sachs-Haus befassen, einige Anregungen für Ihre Arbeit mitgeben. Das sind sowohl Ideen zu Gestaltung und Nutzung des neuen Hans-Sachs-Hauses, als auch grundsätzliche Dinge, die uns sehr wichtig sind, teilweise bewußt als Frage formuliert. Manches davon geht bereits über die Ebene des architektonischen Entwurfs hinaus, doch wir sind der Meinung, dass ein Projekt wie dieses, ein neues Rathaus, unter allen möglichen Gesichtspunkten betrachtet, untersucht und gedacht werden sollte.


Anregungen für neue soziale und kulturelle Funktionen im erneuerten HSH:



Mehr Chancen für lokale Akteure

Von der Erneuerung des HSH sollten wie in den 20er Jahren Impulse für die städtische Wirtschaft ausgehen! Heute wie damals sollten soweit als möglich Gelsenkirchener Firmen und Betriebe in die Umsetzung mit einbezogen werden.
 
Aus der Eröffnungsfestschrift (1927) »




Wir fragen: Ist Massentierhaltung von Bürokraten ein anzustrebendes Ziel?

„Nachhaltiger“ für Bürger und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst wären flexible Räume, deren Zuschnitt individuell anpassbar ist. Wir regen an, in der Planung von Anfang an auf Transparenz zu setzen, z.B. Büros, die von den Fluren her einsehbar sind? Warum nicht?
 
Architektur für Menschen ??? »




Ein Beispiel: die neue Sparkasse Bremen

Wir haben Beispiele dafür gefunden, welche Möglichkeiten heute bestehen, öffentliche Verwaltung wesentlich bürgernaher und bürgerfreundlicher zu gestalten, als wir das aus der Vergangenheit gewohnt sind. Auch hier in Gelsenkirchen haben wir Beispiele dafür gefunden, z.B. die Hauptstelle der THS in der ehemaligen Zeche Nordstern.
 
Sparkasse Bremen: eine „bürgereinladende“ Gestaltung »




Tageslicht für Rat & Bürger

Der Rat der Stadt Gelsenkirchen hat Jahrzehnte lang in einem akustisch ungünstigen, schlecht zugeschnittenen Raum ohne natürliches Licht getagt. Das sollte anders werden. Das nebenstehende Beispiel sehen wir dabei als nur bedingt gelungen an. Man sieht zwar: Tageslicht verbessert die Arbeitsverhältnisse für die Politiker und die Zuhörer bleiben länger! Doch das Licht allein macht Kommunalpolitik noch nicht optimal. Auch der Dialog auf Augenhöhe zwischen Bürger und Politiker sollte möglich sein.
 
Nur bedingt gelungen »




Bitte keine Einfalt, sondern Vielfalt

Die nebenstehende Illustration zeigt, was wir uns NICHT für das Hans-Sachs-Haus wünschen: Schematische Vereinheitlichung unter Verwendung von üblichen Standards. Wir wünschen uns eine Architektur, die der anzustrebenden Nutzungsvielfalt des neuen Hauses entspricht.
 
Das wäre eine Horrorvariante: Nutzungsvielfalt muß sein! »




Keine Angst vor Kunst

In den Niederlanden existiert wenig Berührungsangst zu moderner Kunst (Beispiel Almere), wie ist es in GE? In welcher Form kann Kunst frühzeitig in die Planung des neuen Rathauses einbezogen werden?
 
Beispiel Almere in den Niederlanden »




Chancen des Neubaus nutzen - Verwaltung als Service-Leistung am Bürger praktizieren!

Die teils widersprüchlichen Ergebnisse einer Emnid-Untersuchung vom Mai 2007:

Respekt vor Ämtern, gleichzeitig Mißtrauen gegen ihre Inhaber:
- 47% wollen einen liberalen Staat,
- 37% wollen einen fürsorglichen Staat,
- 16% haben k. Meinung,

Beobachtete Veränderungen im Service:
- 38% registrierten Veränderungen, überwiegend zum Besseren.
- 50% fanden die Mitarbeiter nett und hilfsbereit.

Beobachtete Probleme:
zu viele Formulare und Unterlagen, langes Warten, unfreundlich-herablassendes Verhalten, wenig Einfühlungsbereitschaft

Wo wird „Staat“ erlebt:

- 64% im Rathaus/Stadtverwaltung,
- 18% beim Finanzamt,
- 9% bei Kreisverwaltung,
- 6% bei Polizei,
- 5% vor Gericht.

Also ist das HSH als eine "Bürgerschule" anzusehen.




Das internationale Rathaus

Gelsenkirchen liebt Pizza, Schaschlik, Döner und viel mehr – Twin-Projekte für „Kulturhauptstadt 2010“ sind eine Chance – und werden mit EU-Mitteln gefördert!

Gelsenkirchen war und ist eine Zuwanderer-Stadt. Wo werden ihre „sprechenden“ materiellen Erinnerungsobjekte aufbewahrt? Wie und wo findet z.B. die Partnerschaft mit Allenstein („Treudank“) und Olsztyn eine zukunftsfähige Form?

Gelsenkirchen – eine Stadt mit Erinnerungen an Thomas Mulvany aus Irland, an Ahmed Öztürk aus Zonguldak und viele andere – werden sich später Zuwanderer im neuen Hans-Sachs-Haus „zu Hause“ fühlen?

Russisch und Arabisch nur auf der Straße - oder auch im „Neuen HSH“? Gäbe es hier die Möglichkeit für ein multiethnisches Jugendcafe? Könnten hier z.B. Zeitungen aus Marokko oder der Ukraine gelesen werden?
 
Nur 4 von Gelsenkirchens Partnerstädten »




Ein intermediales Rathaus

Ein häufig geäußerter Wunsch ist der nach einem Kinosaal im neuen Rathaus. Denn das kommunale Kino hat schon seit längerem keine Spielstätte mehr im Süden der Stadt. Ein Mißstand, dem es abzuhelfen gilt. Und wenn ein solcher Ort im erneuerten HSH Platz finden könnte, ließe er sich dann nicht auch zugleich als Kleinkunstbühne nutzen?
 
Die Schauburg in Gelsenkirchen-Buer »




Streitpunkt: Der Saal des Rathauses als Kulturort

Kultur hängt mit dem lateinischen Begriff vom Ackerbau zusammen: Kultur ist das, was gesät und gepflegt werden muß, damit es Früchte bringt. Mit dem vom Rat beschlossenen ersatzlosen Abriss des großen Saales im Hans-Sachs-Haus verliert Gelsenkirchen einen Konzertsaal von überregionaler Qualität. Ist dies wirklich unabwendbar? Und welche Möglichkeiten gibt es, im neuen Hans-Sachs-Haus einen Ort vergleichbarer Qualität zu schaffen? Welche Rolle kann das Haus im zukünftigen „Kultur-Konzept“ der Stadt Gelsenkirchen spielen?

Unser Blick geht dabei in Nachbarstädte wie Dortmund, Duisburg und Bochum oder auch nach Münster. Überall finden wir in jüngerer Zeit gebaute oder in Planung befindliche Konzertsäle, nicht selten auch mit einer "weltlichen" Konzert-Orgel ausgestattet. Welches "Alleinstellungsmerkmal" wird das neue HSH haben?
 

Der Konzertsaal im ursprünglichen Zustand »




Treffpunkt HSH

Beim Gang durch die City von Gelsenkirchen könnte das neue HSH ein offener Treffpunkt werden. Ein einladender Ort, an dem man sich eine Weile setzen kann, um sich z.B. von Einkäufen auszuruhen, um Zeitung zu lesen oder sich mit Freunden zu treffen. Im Gegensatz zum klassischen Café gibt es hier nicht den Zwang, etwas zu bestellen. Hier ist man einfach Bürger in der Mitte der Gesellschaft, in der Mitte seiner Stadt. Hier nimmt man ungezwungen teil am täglichen sozialen und politischen Leben.

Wir sehen einen solchen Treffpunkt im HSH als eine "kommunale Dienstleistung" der besonderen Art im Sinne von
kommun = gemeinsam.
 



Der architektonisch-baugeschichtliche Wert des HSH begründete sich durch folgende Qualitäten:

• keine historisierenden Elemente, sondern nüchtern und funktional
• Skelett mit integrierter Außenhaut
• interessantes Zeit-Leitmotiv: abgerundete Ecken
• sorgfältige, handwerklich geprägte Detailqualität
• neuartiger Umgang mit Farbe.

Daran muß angeknüpft werden!


Unsere Forderungen und Anregungen:

• Erhalt von möglichst viel Originalsubstanz
• adäquate vielfältige Nutzung des Gebäudes, das heißt gleichermaßen ein Haus für die Stadtverwaltung wie für die Bürger schaffen
• Wiedergewinnung früherer Architekturqualität
• in ähnlicher Qualität neue Bauteile anfügen
• Bürgergefühl und Mäzenatentum wecken


Lieben Bürger, verehrte ArchitektInnen

Soweit unsere Anregungen. Vieles ließe sich noch zum Thema sagen, deshalb bitten wir Sie, sich die Zeit zu nehmen und auch durch die anderen Teile dieser Webseite zu surfen. Versuchen Sie, sich soviel Wissen wie möglich über das Hans-Sachs-Haus, über Ihr Projekt, anzueignen. Gelsenkirchen erwartet Ihre besten Ideen.

Ihr Bürgerforum HSH







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